Ein schöner Platz an einem schönen See in einem schönen Touristenort

Eben, wir sind in Trakai angekommen aber haben uns gleich auf dem Campingplatz niedergelassen. Noch einen Abendspaziergang und dann ab in den Abend.

Am Morgen schlafen wir lange. Es ist ja jetzt in der Nacht schön dunkel. Irgendwie macht uns das müde und so schlafen wir am Morgen länger. Gemütlich Zmorgen und so richtig vor sich her plämperle. Erst fast vor dem Mittag machen wir uns auf den Weg die Burg von Trakai zu besuchen. Wir lernen, dass die Burg während 83 Jahren restauriert wurde. Die Bilder zeigen, dass sie eine gute Arbeit geleistet haben. Es ist noch immer eine alte Burg, trotz Restauration.

Edith hat Freude an all den Ausstellungsgegenständen. Es sind wirklich vielfältige Exponate ausgestellt, so dass jeder etwas für seinen Geschmack findet. Am Ausgang plaudern wir mit zwei Littauer und lernen wieder viel über das Land. Das fehlende Lachen kommt aus der alten Zeit, Nazis und Russen. Ein Spaziergang rund um die Burg rundet den Besuch ab.

Auf dem Nachhauseweg kommen wir an einem Honigstand vorbei. Wir stoppen. Und werden gleich in ein Verkaufsgespräch verwickelt. Honig so, Honig da, Honig gemischt mit…. und jedes Mal ein Versucherchen. Die Frau spricht recht gut englisch. Also wird auch sie ausgefragt über Lettland und die Baltischen. Wir sagen ihr, dass sie eine Ausnahme sei und freundlich lache. Sie bestätigt, dass das so sei. Und dass ihre Landsleute sich wohl minderwertig fühlen. Vor allem wenn jemand sie freundlich anlächelt. Tja eine andere Ansicht. Aber auch interessant.

Natürlich gilt es auch das leibliche Wohl zu beachten, nachdem man das seelische Wohl gepflegt hat. Also spazieren wir ins Dorf auf der Suche nach einem Restaurant. An der zweiten Türe werden wir fündig. Und ja, wir essen sehr gut. Voll gefüllt geht es zurück zum WoMo. Dort wettern wir das Gewitter ab und schauen auf das graue Wasser, grau wie der Himmel.

Noch so nebenbei. Es wird erst etwa um 23 Uhr Nacht. Aber dann richtig, so richtig mit Dunkel. Wann genau es hell wird wissen wir noch nicht, wir schlafen. Auf jeden Fall ist es um 6 Uhr je nach Wetter mehr oder weniger Hell.

Bedrückendes und Erfreuliches so nahe beieinander

Vilnius Stadt. Wir gehen nochmals zum KGB-Museum. Und wir bekommen eine Parkbusse. Aber das erst später. Heute ist das Museum offen. 6 € und wir sind drin. Ein Museum dass die Geschichte von Litauen und Russland erzählt. Angefangen vor dem 2. Weltkrieg bis etwa 1990. Bis ins 1990 musste Litauen noch immer gegen die Sowjets um die Freiheit kämpfen. Und es ist schon traurig was Menschen Menschen antun. Das es einige Chefs gibt, die so etwas gerne machen verstehe ich. Aber dass es tausende Mitläufer und Mitwisser gibt, die nichts dagegen unternehmen ist für uns zwei unverständlich. Auch wenn vieles, wie es hier dargestellt wird, wohl übertrieben und einseitig ist, es ist schlimm. Und wie es scheint geht es weiter. 7.7. 2022 nicht weit von uns erleben die einen einen Horror von anderen ausgelöst. Und beide Seiten erzählen die Unwahrheit. Wenn der Krieg ausbricht, stirbt die Wahrheit als erste.

Wir beide verlassen das Museum in gedrückter Stimmung Richtung Altstadt. Erst nach einer Weile hellt sich unsere Stimmung wieder auf, denn wir sehen einiges Schönes. Vilnius Altstadt ist nicht die Schönste aber doch schön.

Nach etwa 4 Stunden kehren wir zum Camper zurück und finden einen gelben Zettel unter der Windschutzscheibe vor. Keine Instruktionen wie, wo und wie viel einzahlen. Die Überraschung wird dann wohl in der Schweiz fällig. Auch Vorort haben wir noch einmal geschaut. Wir finden keine Hinweistafel. Und wir sind die einzigen mit einem gelben Zettel.

Gleich darauf kämpfen wir uns durch den Verkehr Richtung Trakai. Ein Städtchen mit Burg. Hier finden wir auch unser Nachtlager direkt am See mit Bootsvermietung. Ein gutes Nachtessen rundet den Tag ab. Den Burgbesuch verschieben wir auf Morgen.

Mittwoch 6.7.20 Ein Tag zum Vergessen.

Am Morgen regnet es. Und das Wetter verspricht nichts gutes. Also wäre doch Vilnius mit dem einen Musem eine Reise wert. Es regnet ja eh. So legen wir los. Dort hat es auch ein Stellplatz mit Entsorgung. Gut. Nur ist der so gut versteckt, dass das Navi zwar weiss wo aber nicht wie man dahin kommt mit einem Camper. Zu Fuss kein Problem. Aber mit einem Camper?

Keine Angst, auch das wird gemanaged mit etwas gefluche. Denn Regen, Pfützen in einer fremden Stadt mit super Autofahrer machen es einem nicht leicht. Anmelden auf dem fast leeren Platz, dann ab in die Innenstadt zum geschlossenen Museum. Heute zu wegen nationalem Feiertag.

Zurück zum Stellplatz. Klar, sofort gefunden. Es regnet noch immer. Nochmals weg in ein Shopping Center. Internet sagt es ist offen. Geschlossen. Noch ein zweites Shopping Center. Internet sagt offen. Geschlossen. Zurück zum Stellplatz. Klar wir finden den Stellplatz. Aus schierer Frust wird halt gewaschen, wenn wir schon kein Sightseeing machen können. Es hört langsam auf zu regnen.

Viel Autofahren

ja langsam müssen wir wohl immer mehr in die südliche Richtung fahren. Also fahren wir los, Richtung Vilnius. Aber vorher müssen wir noch in Kaunas stoppen. Da soll es verschiedenste interessante Sachen haben so sagt mindestens mein Schlumpf.

Man könnte ja die kürzere Strecke nehmen. Aber die Längere sei interessanter. Also 300 km um nach Kauna zu gelangen. Unterwegs stoppen wir in einer Storchensiedlung ohne Störche. Dafür treffen wir 2 Schweizer, die unterwegs ans Nordkap sind.

Den Campingplatz in Kauna gibt es nicht mehr. Also suchen wir uns ein anderes Nachtlager.

Schon mal von den Kurischen Nehrungen gehört?

Klaipeda oder Memel, je nach Karte aber Heute meistens doch Klaipeda. Hier fangen die Kurischen Nehrungen von Norden her gesehen an. Im Süden sind sie nicht zugäglich, da liegt nämlich die Russische Enklave Kalingrad.

Was die Nehrungen sind und wie sie entstanden liest Du besser im Internet. Ich erzähle nur was Edith und ich daraus machten. Also wir fanden ein Campingplatz in Memel das jetzt Klaipeda heisst. Toller Platz, netter Chef. Haben viel gelernt über Litauen bei ihm. Am Abend noch Essen in der Nähe dann nichts tun im Camper. Wir mussten ja ausruhen den Morgen war biken angesagt. Eben die Kurischen Nehrungen.

Spät wie immer legten wir los. Unser Campingplatzchef meinte wir sollten mit dem Camper nach Klaipeda fahren und dann mit den Fahrrädern zur Fähre. Wir gingen gleich vom Campingplatz los. Schöner Fahrradweg quer durch den Wald bis vor Kleipeda. Da wollten wir nicht auf die Strasse, also weiter per Navi in den Busch. Und da fing das ganze so richtig an.

Man muss eines wissen. In Russland kommen zuerst die KP, aber die spielen hier keine Rolle. Als nächstes kommt die Industrie. Dann alles Andere und am Schluss der Mensch. Und genauso ist es hier. Die Hafenanlage wurde so gebaut, dass man nur via Umweg zur Fähre kommt. Aber, der Mensch bahnt sich immer einen Weg. Und den galt es zu finden. Und wir fanden ihn. Einfach über die ganzen Gleisanlagen klettern. Ein grosses Verbotsschild sollte alle die den (breiten) Weg nutzen abhalten. Das gelingt wohl nicht wie der gut ausgebaute Weg erahnen lässt. Auch wir gingen munter am Verbotsschild vorbei. Nur eben den Weg finden, war nicht so einfach. Und der Gleise waren viel und die Richtung stimmte zuerst auch nicht. Nun ja irgend wann landeten wir doch bei der Fähre.

Nur 4 Minuten dauert die Überfahrt. Leute mit und ohne Velos wurden auf den Nehrungen ausgeladen. Und alle suchten sich den Weg an ihre bevorzugte Stelle. Wir strampelten fleissig nach Süden, etwas weg vom Trubel. Und dann liessen auch wir uns am Strand nieder.

Ja ja der Rückweg, auch der wurde noch gemeistert. Alles in allem gerade 50 km. Für Edith auf dem Schwedenvelo. Denn ihr schönes e-Bike ist ja in Malmö geblieben.

Gefährliche Pfade und 200´000 Kreuze

Am Morgen wird wieder einmal beizeiten aufgestanden. Wir wollen in ein anderes Land. Aber vorher gilt es noch einen Nationalpark zu besuchen. Also vorwärts machen.

Dieses Mal haben wir viel zu tun mit Abschied nehmen. Wir hatten einige nette Nachbarn: D, CH, NL, F und A. Also dauerte es doch etwas länger. Ein letztes Mal quer durch Riga und dann auf die offene Landstrasse. Ja hier wird anders gefahren als im hohen Norden. Immer mindestens 10 kmh schneller als erlaubt. Und wenn jemand hinter dir fährt wird er sofort überholen. Egal wie die Verhältnisse sind. Ich fühle mich nicht sehr wohl.

In der Nähe des Parks den wir besuchen wollen, hat es eine Baustelle mit Lichtsignal. Die Wartezeiten so um die 15 Min bei einseitigem Verkehr. Als es für uns rot wird brechen einige aus der Kolonne aus und schliessen sich ohne auf das Rot zu schauen den andern an. Wir warten brav, nur rücken wir nach um die Lücken zu füllen.

Am Parkplatz habe ich kaum richtig gestoppt stürzen sich alle auf uns. Die Mücken, die Fliegen und der Parkwächter. Das Ungeziefer will stechen, der Parkwächter sofort 2 Euro. Alle werden zufriedengestellt. Wir laufen los. Edith ist erstaunt, dass ich lange Hosen trage. Kaum 3 Schritte gegangen kehren wir um, Edith will auch lange Hosen.

Im Kemeri Nationalpark, nehmen wir den Ingatsu Moor Pfad unter die Füsse. Wieder einmal erleben wir ein Naturwunder. Also zur gleichen Zeit wie oben in Swedjehamn hat die letzte Eiszeit vor 9´000 Jahren diese Gegend geformt. Auch hier wurde das Gebiet von den Eismassen zusammengedrückt. Aber anders als in Swedjehamn hob sich das Gelände nur Teilweise an. So sammelten sich grosse Wassermassen in Seen. Aus diesen Seen erhoben sich mit der Zeit Moorhügel. Fast das ganze Gebiet, also inklusive Seen wucherte zu und formte so ein Hochmoor. Allerdings ein tückisches Hochmoor ohne stabilen Boden. Als Mensch kann man darüber laufen und versinkt auf einmal. Sogar Panzer sollen in diesem Moor versunken sein. Die Moorhügel brachen auf und in den Spalten öffneten sich dann für kleinere Seen. Gut zu sehen auf den Bildern. Diese kleinen Seen können übrigens bis 100m tief sein. Eben, weil es ja aufgebrochene Erdspalten sind.

Der erste Teil des Weges noch normal. Man sieht Seen, die am zuwachsen sind. Und von Oben sieht man wie die Gegend aussieht, sowie den Pfad, den man nicht verlassen sollte.

Auch interessant die Bäume können nicht in die Höhe wachsen. Sie versinken einfach im Boden, weil ihr Gewicht zu gross ist. Und man glaubt es kaum die Bäume bekommen zu wenig Wasser. Sie sind sehr trocken, brüchiges Holz.

Also wenn Du den Park besuchst ist es ratsam auf den Holzbohlenpfad zu bleiben. Denn es könnte gut sein, dass es dein letzter Schritt neben dem rechten Pfad ist.

30°C begleiten uns auf der Fahrt Richtung Litauische Grenze. Kaum die Grenze überschritten kündigt sich ein Unwetter an. Tolle Wolken hängen vom Himmel bis fast auf den Boden. Und dann fängt es an. Regen wie wir ihn kaum kennen. Das tut aber der Fahrweise der Litauer kein Abbruch. Und endlich bekommt unser Camper ein zünftige Tiefenreinigung. Die fahren so schnell vorbei, dass die Wassermassen richtig gegen das Auto spritzen. Beim ärgsten Regen geben wir auf und warten auf einem Abstellplatz. Das bringt uns Zeitlich etwas in Verzug und wir verschieben unsere Nachtruhe etwas vor. Wir schlafen direkt hier beim Kreuzhügel. Ist eh gut für uns an so einem heiligen Ort zu schlafen.

 

 

 

 

Übrigens nach dem Gewitter zeigt das Thermometer noch 18°C. Das wird so eine angenehme Nacht, Kreuze die über uns Wachen und eine angenehme Temperatur.

Riga die schönste Altstadt Europas?

Um 8:30 ging es los, das Waschen. Aber schon am nicht allzu späten Nachmittag war alles fertig. Wir gingen in die Stadt. Es soll ein Bus geben. Bis wir ihn gefunden haben waren wir schon in der Stadt. Und auch der Fussmarsch dahin hat sich gelohnt. Nur, für einige wäre es wohl ein bisschen warm gewesen.

Wenn man die Daugava Richtung Westen überquert trifft man zuerst auf die Altstadt. Dahinter liegt die Neustadt. Und im Osten wächst Riga rasant in die Höhe. Wir interessieren uns ausschliesslich für die Altstadt. Die soll ja die schönste von Europa sein. Wir sind da nicht einverstanden, denn Autos stören und auch moderne Bauten zwischen den alten Häusern passen nicht immer ins Bild.

Nachtessen wird schwierig. Erstens sind wir bis jetzt sehr verwöhnt worden und zweitens ist die Auswahl in der Riga Altstadt enorm. Wir sehen ein Russisches Restaurant. Das wäre es. Wird vorgemerkt. Aber da noch viele Gebäude auf uns warten, verlieren wir uns irgendwo. Und auf der Suche nach dem Russischen Beizli finden wir ein Restaurant angeschrieben mit Lettischen Spezialitäten. Auch gut denken wir und setzen uns. Noch besser essen als bisher geht kaum. Aber auch hier stimmen Preis und Leistung bestens. Wir essen sehr gut. Edith Fisch und ich Beef Stroganof auf Lettische Art. Die Sauce war etwas anders als ich sie kenne.

Edith fotografiert immer mit meinem Handy. Ihres ist ja ausser betrieb. Resultat, viele Fotos und keine Batterie mehr. Da wir uns immer aufs Handy verlassen um den Heimweg zu finden wird es heute Abend etwas schwierig. Aber wir haben Glück, der Weg ist nicht so kompliziert. Brücke finden und dann ab nach Rechts.

Burgruine und endlich wieder einmal Stau

Am Morgen joggen wir noch in Estland. 55 Minuten an einer Dorfstrasse entlang von einem See zum andern. Warum das erzählen?

  1. es ist eine sehr schöne Gegend zum Joggen.
  2. Dass wir überhaupt endlich wieder einmal Joggen. Müssen doch alle wissen
  3. es hat viele viele Mücken. Auf dem Weg weg vom WoMo joggen wir mit dem Wind. Das heisst, immer wenn wir stehen bleiben oder zu langsam joggen werden wir von den Mücken überfallen. Also immer hop hop. Die Mücken sind sehr motivierend. Auf dem Weg zurück, joggen wir gegen den Wind. Solange wir uns bewegen, keine Mücken. Nur wenn wir stehen finden sie uns. Schwierig, den die alten Lütli werden müde und lesen als Ausrede jedes Geschichten erklärende Schild auf dem Weg. Aber noch immer, die Mücken motivieren unsere sportliche Betätigung.
  4. Wir joggen entlang einer wir würden sagen Dorfstrasse, die zwei Seen und mehrere Häusersiedlungen verbindet. Wärend unserer knappen Stunde joggen zählen wir 2 Autos, 2 Velofahrer und 2 Fussgänger, einer davon sogar joggend.
  5. Wir sehen wie die Leute hier leben. Und sie haben tolle Häuser, wirklich Millionärsvillen. Bei einigen Häusern denken wir gleich an Mafiosis. Wir fragen uns wie die Leute hier ihr Geld verdienen können. Keine grössere Stadt in der Nähe.

Wie schon gesagt, wir sind sehr nahe an der Russischen Grenze. Jetzt bewegen wir uns wieder eher nach Westen, denn viel weiter nach Osten können wir nicht. Entlang der Strasse Richtung Lettland kreuzen wir alle 15 Minuten ein Auto. Auch in den Dörfern ist der Verkehr nicht dichter. Ist auch klar, wenn man in Wikipedia liest, dass Estland eine Bevölkerungsdichte von 31 pro m² hat.

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Die Grenze zwischen Estland und Lettland ist kaum erkenntlich. Eigentlich nur das Europaschild zeigt uns, dass wir jetzt in einem anderen EU-Land sind.

Wir machen einen kleinen Umweg nach Cesis um eine Burgruine anzuschauen. Das Städtchen hat viel Verkehr, wir finden bald heraus, dass fast alle Strassen gesperrt sind. Ein Fest steht an. Ein interessantes: das Fest des miteinander reden. Und das gibt es scheinbar schon viele Jahre. Früher seien sogar Leute aus dem benachbarten Land gekommen.

Wir haben etwas mühe einen Parkplatz für unser grosses Ding zu finden. Da wo wir wollen möchte eine Frau nicht dass wir da möchten. Ihr Sohn erklärt uns per Telefon der Dame, dass wir woanders parken müssten. Wir sind etwas konsterniert, aber sie zeigt uns gleich eine neue Ecke. Perfekt für unser Möbel.

Jetzt steht dem Besuch der Ruine nichts mehr im Wege. 5 Euro, für uns beide und wir dürfen hinein. Nun wenn du denkst, dass wir da einfach altes Gemäuer sehen für 2.50€ pro Person falsch. Da wird einem wirklich viel geboten. An verschiedenen Stellen sind Monitore aufgebaut, die mit Film und Ton Erklärungen liefern. Man kann zum Beispiel sehen wie Kugeln für Riesengewehre gegossen werden und wie diese Vorderlader abgefeuert werden. Im Gefängnis erzählen die (politischen) Gefangenen von ihrem Schicksal. Die meisten waren hier politisch motiviert eingelocht. Kennen wir doch auch noch heute. Ein Film in einem runden Turm 360° erzählt nur in Bildern die etwa 500 jährige Geschichte der Burg. Tolle Idee.

Weiter geht es noch am selben Tag nach Riga. Und was passiert kurz nach dem wir fast mitten in der Stadt sind, fast beim Campingplatz, fast nur noch 15 Minuten?

Unser erster Stau seit 2½ Monaten. Ja seit 2½ Monaten haben wir kaum Autos gesehen, kaum Kolonne gefahren und jetzt ein veritabler Stau. Auto um Auto geht es vorwärts. Gut 1 Stunden bis wir die letzten 5 Minuten zum Campingplatz wieder flüssig fahren können.

Eigentlich toll so ein Stau. Man sieht viel mehr, als wenn man fahren muss. Und man kann ständig über die Mitstauer schönden. Besonders über die, die ständig die Kolonne wechseln und doch immer am gleichen Ort sind.

Noch so nebenbei. Hier im Baltikum wird wieder so richtig aggressiv gefahren. So wie in der Schweiz. Allerdings mit kaum gehupe. Es scheint man stört sich nicht daran wenn einem der Weg abgeschnitten wird. Busfahrer haben es besonders schwierig. Blinker an der Haltestelle heisst für die hinteren Auto ja noch vorbeidrängen. Zwei Kolonnen schwenken nach Links wenn der Bus losfährt. Einfach auf die Gegenfahrbahn, auch wenn die besetzt ist. Köstlich zum zuschauen. Auch ich, wenn ich in der falschen Spur bin, was öfters vorkommt, hilft blinken nicht. Es wird mir garantiert der Weg abgeschnitten. Nur ja nicht vorlassen. Braust aber einer von hinten auf die noch fast leere Spur los muss ich einfach zufahren. Hat es keine Lücke mehr, wird er eine Vollbremsung machen…. und nicht hupen!

Wenn Du Piusa oder Pöru findest bist Du wirklich gut.

Wir fahren los Richtung Südosten, Richtung Russische Grenze. Eigentlich tolle Strassen aber je weiter weg von den Zentren desto schmaler werden sie, aber immer gut unterhalten, teils sogar ziemlich neu. Das Navi hat mühe den richtigen Weg zu finden. Immer müssen wir die nächst grössere Ortschaft suchen damit das Navi und mein App den Weg finden. Aber wir finden Piusa und wir finden die Sandsteinhöhlen.

Die Sandsteinhöhlen wurden in eine bestehende Höhle von Hand weiter ausgebaut mit dem Ziel Sandstein für die Glasherstellung zu gewinnen. Die von Hand angelegte Höhle entstand 1922 und wurde als Untertagbau bis 1966 betrieben. Später noch kurz im Tagebau. Jetzt wir das Höhlenlabyrinth hauptsächlich von verschiedensten Fledermäusen als Winterquartier genutzt. 11° ist es drin, Sommer und Winter.

Immer weiter, wir wollen noch viel sehen. Also nächster Stopp zum Übernachten, Vöru. Damit wir ruhig schlafen können, sind wir doch immerhin gut 30 km von der Russischen Grenze weg. Hier finden wir auch ein Restaurant. Edith ist überzeugt, dass wir in diesem Kaff nicht gut essen können. Und das Äussere sowie auch die ersten Schritte im Innern lassen uns am guten Essen zweifeln. Wir lagen falsch. Beste Küche, schon wieder. Und 2 Topmenus Ente und Hase, Wein, Bier und Kaffee kosten gerade einmal 40 Euro. Auch hier spricht die Bedienung bestes Englisch.

Dank Regen sind wir übrigens einen Tag voraus. Oh ja den brauchen wir, denn Edith möchte soviel sehen hier im Baltikum dass wir das nie schaffen werden. Also mussten die wichtigsten Ziele in einem detaillierten Plan festgehalten und dieser jetzt minutiös eingehalten werden. Mal sehen ob wir das schaffen.

Tallinn schon wieder Geschichte

Am Morgen fahren wir quer durch Tallinn auf die andere Seite in ein Freilichtmuseum. Estland in einem Freilichtmuseum. Von verschiedenen Regionen wurden typische Häuser zusammengetragen und hier im Stil von Balenberg wieder aufgebaut. Wir plaudern mit den Frauen die jeweils bei den Häusern stehen. Sie erklären bereitwillig was wir den gerade sehen und nebenbei erzählen sie über das estonische Leben quer durch die Geschichte. Aber Russland darf man nicht erwähnen, obwohl Russland für Estonia stets eine wichtige Rolle gespielt hat.

Noch ein Apfelsaft mit Kuchen im alt Estonischen Stil und es geht weiter. Tartu in Südöstlicher Richtung ist unser nächstes Ziel. Nach der Ankunft im Camperparkplatz geht es gleich in die Stadt per Velo. Einfach dem Fluss entlang, 2 Mal überqueren und wir sind in der Altstadt. Es ist Zeit zum Essen also ein geeignetes Restaurant suchen. Schön warm, wir sitzen im Piere draussen und lassen auftischen. Wow, was für ein Nachtessen, feinste Cuisine, Weltspitze. Und der Preis 1/3 was wir in der Schweiz dafür bezahlen würde. Die Bedienung eine junge Dame von Tartu spricht perfekt englisch. Sie ist erfreut über unser Kompliment an die Küche.

Gegen den frühen Morgen donnert und blitzt es rund um unseren Platz. Und schon bald fängt es an zu regnen. Kurz vor Mittag entscheiden wir uns weiter zu fahren und nicht auf das Ende des Regens zu warten. Gemäss App soll es im Süden besser sein. Also auf Richtung Piusa.