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Viel Autofahren

ja langsam müssen wir wohl immer mehr in die südliche Richtung fahren. Also fahren wir los, Richtung Vilnius. Aber vorher müssen wir noch in Kaunas stoppen. Da soll es verschiedenste interessante Sachen haben so sagt mindestens mein Schlumpf.

Man könnte ja die kürzere Strecke nehmen. Aber die Längere sei interessanter. Also 300 km um nach Kauna zu gelangen. Unterwegs stoppen wir in einer Storchensiedlung ohne Störche. Dafür treffen wir 2 Schweizer, die unterwegs ans Nordkap sind.

Den Campingplatz in Kauna gibt es nicht mehr. Also suchen wir uns ein anderes Nachtlager.

Schon mal von den Kurischen Nehrungen gehört?

Klaipeda oder Memel, je nach Karte aber Heute meistens doch Klaipeda. Hier fangen die Kurischen Nehrungen von Norden her gesehen an. Im Süden sind sie nicht zugäglich, da liegt nämlich die Russische Enklave Kalingrad.

Was die Nehrungen sind und wie sie entstanden liest Du besser im Internet. Ich erzähle nur was Edith und ich daraus machten. Also wir fanden ein Campingplatz in Memel das jetzt Klaipeda heisst. Toller Platz, netter Chef. Haben viel gelernt über Litauen bei ihm. Am Abend noch Essen in der Nähe dann nichts tun im Camper. Wir mussten ja ausruhen den Morgen war biken angesagt. Eben die Kurischen Nehrungen.

Spät wie immer legten wir los. Unser Campingplatzchef meinte wir sollten mit dem Camper nach Klaipeda fahren und dann mit den Fahrrädern zur Fähre. Wir gingen gleich vom Campingplatz los. Schöner Fahrradweg quer durch den Wald bis vor Kleipeda. Da wollten wir nicht auf die Strasse, also weiter per Navi in den Busch. Und da fing das ganze so richtig an.

Man muss eines wissen. In Russland kommen zuerst die KP, aber die spielen hier keine Rolle. Als nächstes kommt die Industrie. Dann alles Andere und am Schluss der Mensch. Und genauso ist es hier. Die Hafenanlage wurde so gebaut, dass man nur via Umweg zur Fähre kommt. Aber, der Mensch bahnt sich immer einen Weg. Und den galt es zu finden. Und wir fanden ihn. Einfach über die ganzen Gleisanlagen klettern. Ein grosses Verbotsschild sollte alle die den (breiten) Weg nutzen abhalten. Das gelingt wohl nicht wie der gut ausgebaute Weg erahnen lässt. Auch wir gingen munter am Verbotsschild vorbei. Nur eben den Weg finden, war nicht so einfach. Und der Gleise waren viel und die Richtung stimmte zuerst auch nicht. Nun ja irgend wann landeten wir doch bei der Fähre.

Nur 4 Minuten dauert die Überfahrt. Leute mit und ohne Velos wurden auf den Nehrungen ausgeladen. Und alle suchten sich den Weg an ihre bevorzugte Stelle. Wir strampelten fleissig nach Süden, etwas weg vom Trubel. Und dann liessen auch wir uns am Strand nieder.

Ja ja der Rückweg, auch der wurde noch gemeistert. Alles in allem gerade 50 km. Für Edith auf dem Schwedenvelo. Denn ihr schönes e-Bike ist ja in Malmö geblieben.

Gefährliche Pfade und 200´000 Kreuze

Am Morgen wird wieder einmal beizeiten aufgestanden. Wir wollen in ein anderes Land. Aber vorher gilt es noch einen Nationalpark zu besuchen. Also vorwärts machen.

Dieses Mal haben wir viel zu tun mit Abschied nehmen. Wir hatten einige nette Nachbarn: D, CH, NL, F und A. Also dauerte es doch etwas länger. Ein letztes Mal quer durch Riga und dann auf die offene Landstrasse. Ja hier wird anders gefahren als im hohen Norden. Immer mindestens 10 kmh schneller als erlaubt. Und wenn jemand hinter dir fährt wird er sofort überholen. Egal wie die Verhältnisse sind. Ich fühle mich nicht sehr wohl.

In der Nähe des Parks den wir besuchen wollen, hat es eine Baustelle mit Lichtsignal. Die Wartezeiten so um die 15 Min bei einseitigem Verkehr. Als es für uns rot wird brechen einige aus der Kolonne aus und schliessen sich ohne auf das Rot zu schauen den andern an. Wir warten brav, nur rücken wir nach um die Lücken zu füllen.

Am Parkplatz habe ich kaum richtig gestoppt stürzen sich alle auf uns. Die Mücken, die Fliegen und der Parkwächter. Das Ungeziefer will stechen, der Parkwächter sofort 2 Euro. Alle werden zufriedengestellt. Wir laufen los. Edith ist erstaunt, dass ich lange Hosen trage. Kaum 3 Schritte gegangen kehren wir um, Edith will auch lange Hosen.

Im Kemeri Nationalpark, nehmen wir den Ingatsu Moor Pfad unter die Füsse. Wieder einmal erleben wir ein Naturwunder. Also zur gleichen Zeit wie oben in Swedjehamn hat die letzte Eiszeit vor 9´000 Jahren diese Gegend geformt. Auch hier wurde das Gebiet von den Eismassen zusammengedrückt. Aber anders als in Swedjehamn hob sich das Gelände nur Teilweise an. So sammelten sich grosse Wassermassen in Seen. Aus diesen Seen erhoben sich mit der Zeit Moorhügel. Fast das ganze Gebiet, also inklusive Seen wucherte zu und formte so ein Hochmoor. Allerdings ein tückisches Hochmoor ohne stabilen Boden. Als Mensch kann man darüber laufen und versinkt auf einmal. Sogar Panzer sollen in diesem Moor versunken sein. Die Moorhügel brachen auf und in den Spalten öffneten sich dann für kleinere Seen. Gut zu sehen auf den Bildern. Diese kleinen Seen können übrigens bis 100m tief sein. Eben, weil es ja aufgebrochene Erdspalten sind.

Der erste Teil des Weges noch normal. Man sieht Seen, die am zuwachsen sind. Und von Oben sieht man wie die Gegend aussieht, sowie den Pfad, den man nicht verlassen sollte.

Auch interessant die Bäume können nicht in die Höhe wachsen. Sie versinken einfach im Boden, weil ihr Gewicht zu gross ist. Und man glaubt es kaum die Bäume bekommen zu wenig Wasser. Sie sind sehr trocken, brüchiges Holz.

Also wenn Du den Park besuchst ist es ratsam auf den Holzbohlenpfad zu bleiben. Denn es könnte gut sein, dass es dein letzter Schritt neben dem rechten Pfad ist.

30°C begleiten uns auf der Fahrt Richtung Litauische Grenze. Kaum die Grenze überschritten kündigt sich ein Unwetter an. Tolle Wolken hängen vom Himmel bis fast auf den Boden. Und dann fängt es an. Regen wie wir ihn kaum kennen. Das tut aber der Fahrweise der Litauer kein Abbruch. Und endlich bekommt unser Camper ein zünftige Tiefenreinigung. Die fahren so schnell vorbei, dass die Wassermassen richtig gegen das Auto spritzen. Beim ärgsten Regen geben wir auf und warten auf einem Abstellplatz. Das bringt uns Zeitlich etwas in Verzug und wir verschieben unsere Nachtruhe etwas vor. Wir schlafen direkt hier beim Kreuzhügel. Ist eh gut für uns an so einem heiligen Ort zu schlafen.

 

 

 

 

Übrigens nach dem Gewitter zeigt das Thermometer noch 18°C. Das wird so eine angenehme Nacht, Kreuze die über uns Wachen und eine angenehme Temperatur.

Riga die schönste Altstadt Europas?

Um 8:30 ging es los, das Waschen. Aber schon am nicht allzu späten Nachmittag war alles fertig. Wir gingen in die Stadt. Es soll ein Bus geben. Bis wir ihn gefunden haben waren wir schon in der Stadt. Und auch der Fussmarsch dahin hat sich gelohnt. Nur, für einige wäre es wohl ein bisschen warm gewesen.

Wenn man die Daugava Richtung Westen überquert trifft man zuerst auf die Altstadt. Dahinter liegt die Neustadt. Und im Osten wächst Riga rasant in die Höhe. Wir interessieren uns ausschliesslich für die Altstadt. Die soll ja die schönste von Europa sein. Wir sind da nicht einverstanden, denn Autos stören und auch moderne Bauten zwischen den alten Häusern passen nicht immer ins Bild.

Nachtessen wird schwierig. Erstens sind wir bis jetzt sehr verwöhnt worden und zweitens ist die Auswahl in der Riga Altstadt enorm. Wir sehen ein Russisches Restaurant. Das wäre es. Wird vorgemerkt. Aber da noch viele Gebäude auf uns warten, verlieren wir uns irgendwo. Und auf der Suche nach dem Russischen Beizli finden wir ein Restaurant angeschrieben mit Lettischen Spezialitäten. Auch gut denken wir und setzen uns. Noch besser essen als bisher geht kaum. Aber auch hier stimmen Preis und Leistung bestens. Wir essen sehr gut. Edith Fisch und ich Beef Stroganof auf Lettische Art. Die Sauce war etwas anders als ich sie kenne.

Edith fotografiert immer mit meinem Handy. Ihres ist ja ausser betrieb. Resultat, viele Fotos und keine Batterie mehr. Da wir uns immer aufs Handy verlassen um den Heimweg zu finden wird es heute Abend etwas schwierig. Aber wir haben Glück, der Weg ist nicht so kompliziert. Brücke finden und dann ab nach Rechts.

Wenn Du Piusa oder Pöru findest bist Du wirklich gut.

Wir fahren los Richtung Südosten, Richtung Russische Grenze. Eigentlich tolle Strassen aber je weiter weg von den Zentren desto schmaler werden sie, aber immer gut unterhalten, teils sogar ziemlich neu. Das Navi hat mühe den richtigen Weg zu finden. Immer müssen wir die nächst grössere Ortschaft suchen damit das Navi und mein App den Weg finden. Aber wir finden Piusa und wir finden die Sandsteinhöhlen.

Die Sandsteinhöhlen wurden in eine bestehende Höhle von Hand weiter ausgebaut mit dem Ziel Sandstein für die Glasherstellung zu gewinnen. Die von Hand angelegte Höhle entstand 1922 und wurde als Untertagbau bis 1966 betrieben. Später noch kurz im Tagebau. Jetzt wir das Höhlenlabyrinth hauptsächlich von verschiedensten Fledermäusen als Winterquartier genutzt. 11° ist es drin, Sommer und Winter.

Immer weiter, wir wollen noch viel sehen. Also nächster Stopp zum Übernachten, Vöru. Damit wir ruhig schlafen können, sind wir doch immerhin gut 30 km von der Russischen Grenze weg. Hier finden wir auch ein Restaurant. Edith ist überzeugt, dass wir in diesem Kaff nicht gut essen können. Und das Äussere sowie auch die ersten Schritte im Innern lassen uns am guten Essen zweifeln. Wir lagen falsch. Beste Küche, schon wieder. Und 2 Topmenus Ente und Hase, Wein, Bier und Kaffee kosten gerade einmal 40 Euro. Auch hier spricht die Bedienung bestes Englisch.

Dank Regen sind wir übrigens einen Tag voraus. Oh ja den brauchen wir, denn Edith möchte soviel sehen hier im Baltikum dass wir das nie schaffen werden. Also mussten die wichtigsten Ziele in einem detaillierten Plan festgehalten und dieser jetzt minutiös eingehalten werden. Mal sehen ob wir das schaffen.

Tallinn schon wieder Geschichte

Am Morgen fahren wir quer durch Tallinn auf die andere Seite in ein Freilichtmuseum. Estland in einem Freilichtmuseum. Von verschiedenen Regionen wurden typische Häuser zusammengetragen und hier im Stil von Balenberg wieder aufgebaut. Wir plaudern mit den Frauen die jeweils bei den Häusern stehen. Sie erklären bereitwillig was wir den gerade sehen und nebenbei erzählen sie über das estonische Leben quer durch die Geschichte. Aber Russland darf man nicht erwähnen, obwohl Russland für Estonia stets eine wichtige Rolle gespielt hat.

Noch ein Apfelsaft mit Kuchen im alt Estonischen Stil und es geht weiter. Tartu in Südöstlicher Richtung ist unser nächstes Ziel. Nach der Ankunft im Camperparkplatz geht es gleich in die Stadt per Velo. Einfach dem Fluss entlang, 2 Mal überqueren und wir sind in der Altstadt. Es ist Zeit zum Essen also ein geeignetes Restaurant suchen. Schön warm, wir sitzen im Piere draussen und lassen auftischen. Wow, was für ein Nachtessen, feinste Cuisine, Weltspitze. Und der Preis 1/3 was wir in der Schweiz dafür bezahlen würde. Die Bedienung eine junge Dame von Tartu spricht perfekt englisch. Sie ist erfreut über unser Kompliment an die Küche.

Gegen den frühen Morgen donnert und blitzt es rund um unseren Platz. Und schon bald fängt es an zu regnen. Kurz vor Mittag entscheiden wir uns weiter zu fahren und nicht auf das Ende des Regens zu warten. Gemäss App soll es im Süden besser sein. Also auf Richtung Piusa.

Ein alter Wunsch geht in Erfüllung

Ankunft im ersten Baltischen Staat, Estland. Ankunft in Tallinn 27. 6.2022 etwas nach 14 Uhr. Und schon ging es los. Gemächlich war es noch in Finnland. Hier in Estland fährt man hop hop, wirklich schnell. Ich bin zwar erstaunt wie einfach es ist für mich, die Spur zu wechseln wenn ich falsch bin. Und ich bin oft falsch, denn die Strassenschilder, fast unleserlich wechseln schnell. Spurwechsel auf kürzestem Raum. Nur wer sich auskennt, findet auf Anhieb die richtige Spur.

Es klappt alles bestens wir finden sogar den Campingplatz ausserhalb von Tallinn. Wir nehmen gleich den Bus zurück in die Stadt. Äh wie bezahlt man hier im Bus? Der Fahrer will nichts wissen und deutet nach hinten. Der ältere Herr gleich daneben will nichts wissen und übersieht uns geflissentlich. Ein direkt angesprochener junger Mann sagt recht mürrisch einfach Kreditkarte da an den Kasten halten. Billett? Nix die Bohne. Was kostet es? Keine Ahnung. Oder besser 2 x keine Ahnung, denn wir werden von einem Passagier aufgefordert 2x die Kreditkarte an den Kasten zu halten. Das war´s für´s erste, Tallinn im Bus.

Wir finden die Altstadt dank unseres uralten Reiseapps. Und dann wissen wir nicht mehr wo zuerst schauen. Unsere Finger zeigen in alle Richtungen, denn in allen Richtungen ist es noch schöner. Nach einem ausgedehnten Spaziergang finden wir etwas zu Essen. 3 Sandwiches, ein Guiche, ein Bier und ein Glas Wein und wir sind 80 Euro los. Wow denke ich, das kann ja heiter werden. Aber es wird sich zeigen, wir haben den teuersten Schuppen von ganz Estland gefunden.

Weiter durch Tallinn spazieren und ah und oh rufen. Noch schnell eine Süssspeise geniessen. Und da sprechen uns zwei Tallinner an. Sehr nette Leute, wir lernen viel über Estland und die Stadt. Als wir dann endlich so nach 23 Uhr müde sind gibt es kein Bus mehr. Oder besser erst nach einer halben Stunde, vielleicht. Bolt wird installiert und ein Taxi gerufen. 5 Euro kostet das bis fast vor die Haustür. Das Bett ruft wir gehen gleich schlafen. Noch ist es 26°C im Camper aber die Müdigkeit übermannt uns.

Traurig? Glücklich? Abschied und etwas Neues

Heute Morgen ist wieder einmal früh Tagwach, 06:30. Früh für uns. 11:30 fährt unsere Fähre nach Tallinn. 10:45 müssen wir dort sein. Also 10:00 vom Camping wegfahren. Ja alles ist minutiös vorbereitet. Das Wann und Wo absolut klar.

Wir wissen nicht ob wir traurig oder glücklich sind. Irgend wie traurig, weil jetzt das Kapitel Skandinavien, Norden vorbei ist. Irgend wie glücklich, weil ein Langjähriger Wunsch in Erfüllung geht, Estland, Lettland und Litauen, die Baltischen Staaten.

Es ist recht warm und wir sind schon kurz nach 10 am Pier. Wir sind nicht die Ersten, aber auch nicht die Letzten. Und die Zeit vergeht im nu. Schauen wie die Laster und Autos aus der Viking Fähre fahren und schon sind wir an der Reihe. Wir merken uns den Stock gut, 4. Man will ja den Camper wieder finden.

Wir eilen auf Deck 9 und finden auch gleich ein Tisch mit 4 Stühlen. Schön auf der Steuerbordseite, damit ich das Ablegen auch perfekt im Auge habe. Das Ablegen geschieht so professionell, dass ich bei meinem Einkauf von 2 Drinks nichts bemerke. Man hat mich also nicht gebraucht. Die Zeit auf der Fähre verlief wie im Flug. Nur kurz konnten wir kein Land sehen. Schon bald kam die Hafeneinfahrt von Tallinn in Sicht und wir mussten uns beeilen Deck 4 zu finden. Nur das existierte in der Zwischenzeit nicht mehr. Und keiner von der Crew wusste Bescheid. Schlussendlich haben wir Deck 3.5 und somit unser Camper gefunden. Reinhechten, Motor starten und einen rasanten Start an den Tag legen war eins. Wir fuhren mit gefühlten 150 kmh aus der Fähre hinter den andern her.

Nach einigem Suchen fanden wir unseren Campingplatz am Hafen, irgend welche 8 km östlich von der Altstadt von Tallinn. Den Nachmittag und Abend verbrachten wir dann in der tollen Altstadt von Tallinn. Und beim Nachtessen lernten wir vom nicht mehr Uber Taxi Dienst Bolt Taxi Dienst kennen. Den nutzten wir dann für 5 Euro zurück zum Camper. Wie es sich gehört: Nachtruhe 24:30